Probleme, die bei einem Kind auftreten können, dessen Eltern sich ein Jahr vor der Einschulung trennen

Die Trennung der Eltern ist für Kinder ein schwerer Lebenseinschnitt, insbesondere wenn sie kurz vor einem wichtigen Entwicklungsschritt wie der Einschulung steht. Im Alter von etwa 6 bis 7 Jahren sind Kinder sehr sensible Wesen, die Stabilität, Sicherheit und verlässliche Bindungen benötigen. Eine elterliche Trennung ein Jahr vor der Schule kann daher verschiedene Probleme auslösen oder verstärken. nachfolgend sind die häufigen Schwierigkeiten aufgelistet:

1. Emotionale und psychische Probleme

  • Gefühl von Unsicherheit und Angst: Das Kind hat oft das Gefühl, dass die Welt nicht mehr sicher ist. Es fragt sich, wer sich um es kümmert, ob es geliebt wird und ob weitere Verluste drohen.
  • Trauer und Verlust: Viele Kinder durchlaufen eine Trauerphase. Sie trauern nicht nur den Verlust des gemeinsamen Elternhauses nach, sondern auch das Ende einer vertrauten Familienstruktur.
  • Schuldgefühle: Einige Kinder glauben fälschlicherweise, sie seien für die Trennung verantwortlich – etwa durch Streit, Verhalten oder „schlimme“ Dinge, die sie gesagt haben.
  • Depressivität und Rückzug: Lang anhaltender Stress kann zu Anzeichen von Depression führen: vermindertes Interesse an Spielen, sozialer Isolation, Passivität oder Tränenreichtum.
  • Verunsicherung bezüglich der eigenen Identität: Das Kind fragt sich möglicherweise, wo es „zugehörig“ ist, welche Werte und Normen es übernehmen soll oder wie es seine eigene Familienidentität definiert.

2. Verhaltensauffälligkeiten

  • Aggression oder Trotzreaktionen: Wut über die Trennung kann sich in Wutanfällen, Streitlustigkeit oder aggressivem Verhalten gegenüber Geschwistern, Lehrern oder Gleichaltrigen äußern.
  • Überforderung und Hyperaktivität: Einige Kinder reagieren mit auffälliger Unruhe, Konzentrationsschwäche oder Impulsivität, was in der Schule als auffälliges Verhalten wahrgenommen wird.
  • Gehorsamsprobleme: Die Gewissheit über Regeln und Grenzen schwankt, wenn die Eltern nicht mehr gemeinsam Entscheidungen treffen. Das Kind kann testen, welche Elternteile welche Grenzen setzen.
  • Selbstschädigendes Verhalten (selten, aber möglich): In schweren Fällen können Kinder Daumenlutschen, Kopfschlagen oder Selbstverletzungen entwickeln, um innere Spannungen abzubauen.

3. Soziale Probleme

  • Schwierigkeiten, Freundschaften zu knüpfen: Das Kind fühlt sich möglicherweise unwohl in sozialen Situationen, hat Angst vor Zurückweisung oder überträgt eigene Unsicherheiten auf Beziehungen zu Gleichaltrigen.
  • Soziale Isolation: Rückzugstendenzen können dazu führen, dass das Kind weniger an Freundentreffen teilnimmt oder sich allein fühlt.
  • Probleme mit dem Selbstvertrauen: Das Gefühl, nicht geliebt oder nicht wertvoll zu sein, kann das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen. Dies wirkt sich auch auf das Verhalten in Gruppen aus.

4. Schulische Probleme

  • Konzentrationsschwäche und Lernschwierigkeiten: Ängste und innere Unruhe stören die Konzentration. Das Kind kann Aufgaben nur schwer abschließen oder vergisst Dinge – Folgen sind UnKonzentriertheit, Unaufmerksamkeit oder Notenrückgänge.
  • Ängste vor der Schule: Die Unsicherheit zu Hause kann sich auf die neue Umgebung übertragen. Das Kind fürchtet sich vielleicht vor dem ersten Schultag, vor Lehrern oder vor der Verantwortung, die die Schule mit sich bringt.
  • Minderer schulischer Ehrgeiz: Ohne tragende Motivation von beiden Elternteilen kann das Kind das Interesse am Lernen verlieren.
  • Fehlende Unterstützung durch Eltern: Wenn die Eltern nach der Trennung mit eigenen Belastungen beschäftigt sind, fehlt möglicherweise die Zeit und Energie für Hausaufgabenbetreuung oder schulische Förderung.

5. Körperliche Symptome durch Stress

  • Somatische Beschwerden: Häufig klagen betroffene Kinder über Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit oder häufiges Kranksein, ohne dass ein medizinischer Befund vorliegt. Diese Symptome sind oft Stressreaktionen.
  • Schlafstörungen: Albträume, Schwierigkeiten beim Einschlafen oder Durchschlafen sind bei verunsicherten Kindern häufig.

6. Besondere Herausforderungen im Zusammenhang mit der Trennung selbst

  • Konflikt zwischen den Eltern: Wenn die Eltern weiterhin streiten oder das Kind als „Bote“ zwischen den Eltern nutzen, verschlimmert sich die Belastung stark.
  • Unklare Regelungen: Unverstånd bei Themen wie Besuchsrechten, Unterhalt oder gemeinsamen Entscheidungen können das Kind verunsichern.
  • Unterschiedliche Erziehungsstile: Wenn die Regeln und Werte bei Mutter und Vater stark abweichen, fühlt sich das Kind hin- und hergerissen und weiß nicht mehr, woran es sich halten soll.
  • Fehlende Kontinuität: Der Wechsel zwischen zwei Haushalten bringt oft Veränderungen im Alltag (z. B. andere Essenszeiten, andere Schlafenszeiten, verschiedene Mediennutzung). Dieser Wechsel kann für das Kind irritierend sein.

Wichtige Hinweis

Nicht jedes Kind entwickelt alle genannten Probleme. Die Resilienz (Kraft zur Verarbeitung) variiert stark und hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Qualität der Eltern-Kind-Bindung: Bleiben beide Elternteile liebevoll und präsent, ist die Verarbeitung einfacher.
  • Stabile Ersatzsysteme: Unterstützung durch Großeltern, andere Familienmitglieder oder Freunde gibt Halt.
  • Therapeutische Hilfe: Eine frühzeitige Beratung durch Kindertheerapeuten, Schulpsychologen oder Familienberatungsstellen kann das Kind stark entlasten.
  • Gemeinsame Entscheidungen der Eltern: Wenn die Eltern die Trennung professionell begleiten lassen und klare, einvernehmliche Absprachen treffen, ist das Kind weniger überfordert.

Die Trennung ein Jahr vor der Einschulung ist eine Doppelbelastung für das Kind: Es muss sowohl mit emotionalen Turbulenzen als auch mit dem Übergang in ein neues Lebensabschnitt zurechtkommen. Frühzeitige Unterstützung durch Fachleute und ein sensibler Umgang der Eltern sind entscheidend, um langfristige Schäden zu vermeiden und dem Kind eine stabile Grundlage für die Schullaufbahn zu geben.

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